Die DFL hat die Finanzkennzahlen für die Saison 2017/2018 der aktuellen Vereine der 1. und 2. Bundesliga veröffentlicht, darunter auch das, was die Vereine den Spielerberatern über eine Saison gezahlt haben. In Deutschland noch relativ neu, in anderen Ländern wird dies schon länger praktiziert. Und jedes Jahr derselbe Aufschrei! Hier eine Auswahl: FAZ, Express, Spox, T-Online. Dieses Mal fordert der Kicker sogar, der Gesetzgeber soll endlich einschreiten:
Der Gesetzgeber ist gefordert, dem Irrsinn bei den Beratergagen ein Ende zu bereiten. Rainer Franzke / kicker
Auch wenn es schwer fällt dem Kicker zu widersprechen, aber ich bin da anderer Meinung. Dies wird nichts ändern.
Besonders schön auch mal wieder das ältere Zitat von K.-H. Rummenigge.
„Es ist absurd, dass die Klubs die Spielerberater bezahlen. Eigentlich müssten das die Spieler tun“.
Besonders schön, da sein Sohn Roman inzwischen selbst als Berater tätig ist und teilweise Spieler vom FC Bayern berät.
Der Fußball Markt ist ein kapitalistischer weltweiter Wettbewerb, so wie viele anderen Branchen ja auch. Dieser Markt ist wirklich global und ist grade in den letzten Jahren durch viele Ligen mit unglaublich viel Geld weiter gewachsen. Inzwischen kann man überall auf der Welt mit Fußball sehr viel Geld verdienen, man ist also nicht mehr auf ein bestimmtes Land festgelegt. Sollte es hier eine Obergrenze geben, wird eben weitergezogen.
Auch in der Wirtschaft ist es üblich und für große Unternehmen unabdingbar, die Hilfe von Headhuntern zu nutzen, wenn es um die Top Positionen geht. Wir sprechen hier von Mitarbeitern mit Gehälter von über 1. Million im Jahr. Kein Unternehmen schreibt solche Positionen einfach aus und schaut mal wer sich bewirbt. Diese Headhunter bekommen ähnliche Provisionen wie die Spielerberater, die nichts anderes machen als eben einen Arbeitsvertrag zu vermitteln. Würde mich mal interessieren, ob es Verbände gibt die veröffentlichen, was die einzelnen Unternehmen für die Neu-Besetzung ihrer Management-Ebene ausgegeben haben.
Wer bekommt eigentlich die 200 Millionen? Sind es die vielen “schwarzen Schafe” die überall immer wieder aus dem Stall gezogen werden? Als schwarze Schafe der Spielerberater werden ja meistens die Väter oder Friseure betitelt, die sich an einen Spieler heften um das große Geld zu machen. Betitelt als “schwarze Schafe” werden sie meist von den großen Beratern und Agenturen, einfach um sich gegen sie abzugrenzen und zu suggerieren: Wir arbeiten seriös und haben eine Daseinsberechtigung, die Kleinen nicht! Für mich sind die schwarzen Schafe aber eher die Dickschiffe auf dem Markt. Berater die durch wenige Telefonate teilweise wirklich über eine Million Euro verdienen.
Allerdings würde ich den Fokus auch gern auf die legen, die das Geld bezahlen. Und dass sind nun mal die Vereine. Die Artikel sollten sich also nicht so sehr um die gierigen Berater kümmern, sondern viel mehr um die Vereine..
Die Beraterkosten stehen ja immer im Zusammenhang mit den Personalkosten. Da bleiben fast alle Vereine unter den oft kolportierten 10%. Ausreißer ist vielleicht Schalke 04. Sollte dies an der Nähe zu bestimmten Agenturen liegen? Und dann spielen die solch eine Saison..
Die Vereine kaufen sich ja auch ein wenig frei in dem sie die Berater zahlen, bzw. sie bezahlen gleich den Aufpasser mit, damit sie sich nicht um alle Angelegenheiten des Spielers kümmern müssen. Das kann nämlich bei sehr vielen Spielern sehr anstrengend sein.
Würde sich das Rad durch eine Begrenzung zurückdrehen lassen? Ich glaube nicht. Die großen “unmoralischen” Provisionen werden bei den Top-Transfers verdient, nicht bei dem durchschnittlichen Bundesligaspieler. Und dass dort trotz Eingriff des Staates getrickst werden würde kann sich seit Football Leaks jeder vorstellen. Es würde also eher die kleineren Berater und Agenturen treffen und die Platzhirsche noch größer machen. Ich kenne kaum einen Transfer der geplatzt ist, weil der Verein die Provision nicht zahlen wollte. Es wird sich also nicht regulieren lassen. Hier herrscht wirklich der freie globale Markt.
Das dies dem einfachen Fan moralisch schwer vermittelbar ist, ist klar. Aber solche Beispiele gibt es aus anderen Branchen zu Hauf. Der Fussball wird an anderen Stellen kaputt geschraubt.
Im Frauenfußball gibt es unter den Top-Klubs übrigens einen Verein, der sich bisher zu 100% erfolgreich gegen Beraterhonorare wehrt. Auch beim Frauenfußball heutzutage außergewöhnlich. Mal schauen wie lange die das noch durchhalten…..