Sommertransfer
Keiner weiß wohin die Reise geht, allerdings wird es immer unwahrscheinlicher, dass vor dem Sommer noch ein Spiel angepfiffen wird. Auch wenn viele Größen aus dem Sport das noch nicht wahrhaben wollen. Oder einfach nicht öffentlich äußern wollen.
Sollte nicht mehr gespielt werden, sprechen wir von ca. 750 Millionen Verlust bei den Vereinen in Deutschland. (Quelle Sportbuzzer.de)
Was sind die Auswirkungen und was könnte passieren?
Es wird viele Vereine treffen, grade in der 2. und 3. Liga. Die Substanz ist nicht da und es wird Insolvenzen geben. Vermutlich werden viele Vereine sich über den Sommer retten und mit ganz heiß gestrickten Unterlagen in die neue Saison gehen. Die Pleitewelle wird dann im Spätherbst kommen.
Einige Vereine dürften versuchen die Pleiten im Sommer mit Spielerverkäufen abzuwenden. Wie immer eignen sich dafür aber nur einige wenige Spieler, es wird also in der Regel nicht gelingen.
Die Vereine können zusätzlich versuchen, Spieler dafür über die Online-Plattform Transferroom loszuwerden. Für mich der wahre Sklavenmarkt. Man kann davon ausgehen, daß viele Spieler gar nicht wissen, dass sie von ihren Vereinen trotz laufender Arbeitsverträge im Internet angeboten werden. Also wie eine Ware gehandelt werden. Ob das Arbeitsrechtlich in Ordnung ist möchte ich zumindest für Deutschland anzweifeln.
Bei fast einer Milliarde Fehlbetrag in den Vereinen wird es auch viele vom Staff treffen. Scouting, Nachwuchs, Back-Office, viele Arbeitsplätze werden in der neuen Saison erst einmal nicht mehr da sein.
Aber in wie weit werden die Transfers und somit die Spieler im Sommer betroffen sein?
Zur Transferperoide im Sommer wird definitiv weniger Geld im Kreislauf sein. Das wissen auch die Vereine und fast alle werden das jetzt schon im Kopf haben. Oftmals wird das Beispiel mit dem voraussichtlichen Havertz Deal angebracht, dass er jetzt wahrscheinlich keine 100 Millionen mehr bringen wird. Es geht aber weniger um den Top-Deal des Sommers, sondern vielmehr um die breite Masse der Spieler. Dass heißt viele Vereine werden weniger Spieler verpflichten, neue Verträge werden schlechter notiert sein, es werden vermutlich vermehrt jüngere Spieler mit kleinen Verträgen in die Kader genommen und es werden viele ältere Spieler mit vorher guten Verträgen auf der Straße landen. Die Spieler könnten zwar auch Abstriche in Kauf nehmen, das werden sie aber am Anfang noch nicht wollen, zu gut waren die Zeiten bisher. Einige werden dann erst im Herbst ohne Verein aufwachen, wenn die Kader aber schon zu sind. Die VdV kann sich auf eine größere Trainingsgruppe mit namenhaften Spielern einstellen.
Egal wie schlimm es noch wird, alle Vereine werden ihre Kader verkleinern müssen. Nicht nur was die Anzahl der Spieler angeht, sondern auch in Bezug auf das Gehaltsbudget. Dies wird hauptsächlich die Spieler mit auslaufenden Verträgen zum 30.06. treffen.
Bis dahin werden die Spieler ganz normal ihre Verträge bis zum 30.06. erfüllen, egal ob gespielt wird oder nicht. Ich glaube nicht daran, dass Spieler legal ihre Verträge einseitig kündigen können, wenn sie jetzt für längere Zeit beurlaubt sind. Zur Not bestellen die Vereine sie wieder ein und lassen sie einzeln durch den Wald laufen. Allerdings geht es auch andersherum wie die Schweiz bereits zeigt:
Hier kündigt der Verein dem Spieler da er kein Kurzarbeitergeld annehmen will!
Da wird in den nächsten Wochen einiges folgen. Die Top-Spieler der Nationalmannschaft können spenden was sie wollen. Viele der Durchschnittsspieler in der 2. und 3. Liga werden nicht auf Gehalt verzichten wollen/können und es werden Prozesse folgen.
Extrem schwer wird es auch für viele der ca. 500 U19 Spieler aus den Nachwuchsleistungszentren einen Anschluss im Sommer zu finden. Die wenigen Top-Spieler haben schon einen Anschlussvertrag, für die Meisten wird es aber schwierig, selbst in der Regionalliga etwas zu bekommen. Sie haben jetzt auch keine Möglichkeit mehr, sich zu zeigen. Viele Träume werden zerplatzen. Viele dieser Spieler werden nach dem Sommer Probetrainings in der 4. bis 5. Liga machen (müssen). Das wird die Qualität in den unteren Ligen sicherlich noch einmal verbessern. Entspricht aber natürlich nicht der Erwartung der jungen Spieler nach der Ausbildung.
Was können die Spieler, deren Vertrag im Sommer ausläuft, jetzt machen? Im Grunde wäre es wichtig, sich jetzt schon schnell einig zu werden mit potentiellen Vereinen. Dafür sollte man durchaus Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Wer versucht zu zocken, um vielleicht doch sein Gehalt in der neuen Saison zu halten wird schnell merken, auf welchen tönernen Füssen s:eine Fußball Karriere in Zeiten von Corona steht.
Abschließend, wie schaut es bei den Frauen aus?
Generell ist weniger Geld im Umlauf bei den Frauen und die klassischen Frauenfußball-Vereine werden es eher auffangen können. Allerdings könnte es für die Mannschaften schwierig werden, die am Tropf eines Bundeligisten hängen. HSV hat es ja schon einmal vorgemacht und sein Frauen-Bundesliga Team wegen fehlender 50 Tausend Euro abgemeldet. Sollte die Krise also die Bundeligisten hart treffen, werden einige wieder zuerst bei den Frauenmannschaften sparen wollen. Selbst beim Krösus. Wer weiß schon wie es in Wolfsburg weiter geht, wenn jetzt wochenlang bei VW die Bänder still stehen?